John Harvard
Eine dunkle Gestalt hockte an der hintersten Wand des viel zu kleinen und leeren Raumes, sie hatte den Rücken gegen die Wand gelehnt, den Blick gesenkt. Der viel zu groß wirkende Zylinder war so tief in sein Gesicht verrutscht, dass man nur die blassen Lippen erkennen konnte. Der junge Mann hatte einen Gehstock in der Hand, er sah eigentlich ganz edel aus, jedoch war er ungefähr in der Mitte zu sehr verkrüppelt, dass man denken könnte er hätte ihn aus den Müll gezogen.
Die Kälte die die Wand hinter seinen Rücken ausstrahlte, bahnte sich erbarmungslos einen Weg durch seinen Körper und jagte John einen kalten Schauer über den Rücken. Er jedoch ließ sich nichts anmerken. Er hatte sich an die Leere und Kälte dieser 'Zelle' gewöhnt, sodass es ihn nach einer gewissen Zeit nichts mehr ausgemacht hatte.
Er tippte mit der spitze des Gehstocks am harten Boden herum, es klang wie ein kleines Lied. Dazu stampfte er leise mit den Schuh, passend zum Rythmus des Gehstocks. Es mag vielleicht etwas merkwürdig wirken, einen Mann in so einen finsteren Ort zu sehen der ein kleines Lied spielte, dazu noch mit Zylinder und Anzug an, aber was sollte er denn sonst in diesen trostlosen Ort tun? In diesen Raum hatte er nichts außer sich selbst. Er war komplett leer. Und das hatte auch einen Grund.
Die Forscher, die laut seiner Meinung allesammt in die Klapse gehören, haben ihn alles weggenommen was zuvor hier drin stand, da die dachten er würde irgendeinen Blödsinn damit anstellen. Eigentlich merkwürdig, wenn man bedachte, dass ihnen sonst alles den Arsch vorbei ging. Aber John dachte nicht, dass er sich deswegen
geehrt fühlen sollte.
Der einzigste Grund der ihn einfiel, warum sie das getan hatten, war, dass sie nach den manchmal wirklich schmerzhaften Experimenten immer behauptet haben, irgendwas stimmte nicht mit seiner Psyche. John hatte keine Ahnung, was sie damit meinten, schließlich fühlte sich alles immer noch so an wie früher. Naja, wenn man mal die mächtigen Adlerflügel wegdachte, die aus seinen Rücken ragten, und vergaß, dass er seine Haut in verschiedene Stoffe umändern konnte, was manchmal ziemlich gut zur Tarnung oder Selbstverteidigung nutzen konnte. Aber es war ihn schon aufgefallen, dass er sich etwas geändert hatte seit er hier drin fest saß. Er hatte andere Angewohnheiten bekommen, hing an diesen Anzug und besonders an den Zylinder sowie Gehstock fest als wäre es sein einzigstes, leibliches Kind und tat sachen, die einen 'normalen' Menschen wohl nie in den Sinn kommen würde. Okay, vielleicht hatte er doch eine Schraube locker. Aber wen interessierte das schon? Den Forschern? Die wohl eher am wenigsten.
Ein kleines Seufzen entfuhr den jungen Mann. Er hob die freie Hand an, um sich den Zylinder vom Haupt zu nehmen, ließ den Gehstock fallen und fuhr sich mit der anderen Hand durch die braunen, unordentlichen Haare. Seine jetzt erkennbaren, braunen Augen schauten kurz vom hässlichen Untergrund auf, um in die Finsterheit vor seiner Zelle zu schauen, ehe er den Hut wieder aufsetzte und somit sein Gesicht in Schatten warf. Er setzte wieder am Ticken des Gehstocks an, um das kindliche Lied fort zu setzten. Mal schauen, wie lange es anhalten würde, bis ein Mann mit weißen Kittel vorbei schauen würde.
-In seiner Zelle-